Hallo Elita Wiegand,
gestern, am 16.September 2017, hast du mich aus deinem „Freunde“-Club gelöscht und damit auch alle meine bisherigen Beiträge und Kommentare auf deiner Seite zensiert.
Vor wenigen Tagen sagtest du zu einem meiner Kommentare:
„Manfred, wir brauchen dich hier, als Aufrüttler.“ Was soll ich zu so viel Widersprüchlichem und Verlogenem sagen?
Du hattest auf Facebook nicht nur über deine Plastiktüten- Verhinderungsaktion und über ökologische Thema berichtet, sondern dich über Glaube und Religion, über Liebe und Vertrauen, über Demokratie und natürlich oft über dein Lieblingsthema Virtuelle Intelligenz geäußert. Sehr oft habe ich ich gedacht, ich könnte dir mit vielen Infos, Hinweisen, Zitaten und eigenen Gedanken zusätzliches Material liefern. Das hast du auch dankbar angenommen.
Auf all das, besonders auf meine eigenen, oft langen Beiträge, habe ich jetzt keinen Zugriff mehr. Das ist autoritär, das ist Zensur, das erschreckt mich, wenn du für einen Wertewandel eintrittst und sogar deine Firma so nennst. Wohin willst du unsere humanistischen und demokratischen Werte wandeln? Oder ist das alles nur Geschwätz?
Ich gehe mal ein wenig zurück in die Vergangenheit.
Wir kennen uns über 40 Jahre und schon früher war ich oft angetan von deinem freudig hüpfenden Enthusiasmus, wenn es um irgend etwas ging, das dich begeisterte. Nachdenklich war ich auch oft, weil mir eine hinterfragende Distanz und eine rationale Prüfung fehlten. Das schrieb ich dir auch:
„ Da wo ich skeptisch war, zeigtest du Enthusiasmus. Und den wolltest du am liebsten sofort mit anderen teilen. Wenn du heute auf facebook nicht voll bestätigt und mit "Likes" überschüttet wirst, reagierst du sofort mit Antworten, Beschwichtigungen und Bestätigungen der Kommentare. Du willst es - natürlich auch um dir selbst willen - allen recht machen…“
Du zeigtest dich verständnisvoll und schriebst:
„Unsere Vergangenheit ist geprägt von kritischen Auseinandersetzungen, von Tiefgang, einer gesunden Streitkultur, auch, um Meinungen zu überprüfen oder gar zu revidieren.“ Prima. Und wo ist das heute?
Auch wenn ich mich sehr kritisch äußerte über fecebook und was diese neuen Technologien mit uns machen, warst du weitgehend einverstanden. Du schriebst:
„Facebook zeigt uns in einer drastischen Form, wie sich die Kommunikation verändert. Schnelllebig, oberflächlich, ohne Tiefe.
Auch ich bin darin gefangen, wollte längst aussteigen, weil mir persönliche Gespräche wichtiger sind.
Oft habe ich lange Pausen auf Facebook eingelegt, weil ich die Oberflächlichkeit nicht ertragen habe.“
Auch über dein Lieblingsthema AI (artificial intelligence) konnten wir uns kontrovers austauschen, wenn du z.B. wieder voller hüpfender Begeisterung über ein japanisches Restaurant berichtetest, in dem bis auf die teueren, in Ikebana-Manier angerichteten, winzigen Speisen fast alles virtuell war. Auch die künstlichen Schmetterlinge, die über die Tische huschten. Ich wünschte mit dagegen weder künstliche noch echte Insekten über meinem Teller. Auch wollte ich nur ganz echte, anständige Portionen schmecken, riechen und höchstens ein wenig ruhige Musik im Hintergrund haben. Das ist bei dir nicht auf schroffe Ablehnung gestoßen.
Ich habe dir immer sehr ausführlich erklärt, was ich an den neuen Techniken richtig und gut finde und wo mich das Grauen packt, wenn bei dir noch Begeisterung vorherrschte:
„. Mich hat nie die technische Seite interessiert, ich habe die menschlichen Deformationen und Verkrüppelungen beobachtet. Und ich war und bin immer der Meinung, dass uns diese Techniken wunderbare Möglichkeiten geben. Aber wir nutzen sie falsch, absolut falsch. Essen, Trinken, Spielen, Fernsehen, Einkaufen usw. können entspannen und sogar ein Genuss sein. Aber wenn man etwas davon übertreibt, vor allem wenn man es als Ersatz (z.B. für Zuwendung) betreibt, wird es gefährlich. Wenn man einmal damit angefangen hat, Defizite mit irgendetwas zu kompensieren, ist man auf dem Irrweg in die Sucht und der rationale Blick auch auf sich selbst wird versperrt.
Aber ich beobachte um mich herum, dass die Menschen den kritischen Blick auf bestimmte Entwicklungen gar nicht haben, niemals mit mir teilen wollen, weil sie inzwischen so weit "abgewickelt" sind, dass sie Verluste gar nicht mehr merken oder gar nicht wahrhaben wollen….“
Auch zum Thema „Selfies“ haben wir uns „gefetzt“, aber immer argumentiert. Von mir gibt es kein einziges Foto, das mich demonstrativ vor irgendeiner Sehenswürdigkeit zeigt. Warum?
„Ich habe diese Diskussion mit sehr vielen meiner durchaus von mir geschätzten Bekannten geführt. Niemals hat mir jemand erklären können, warum sich die Menschen in dieser affigen Weise selbst vor Sehenswürdigkeiten fotografieren und das dann umgehend allen zeigen müssen. Da wurde mir dieses Schwachsinnsargument "aber das ist ja inzwischen eine Kunstform" entgegen gehalten. Welch ein Blödsinn, denn meine Frage „Warum?“ wurde damit ja nicht beantwortet. Und was für eine elende Scheisse wurde seit 1970 schon alles als "Kunst" deklariert!
Natürlich habe ich selbst eine Antwort: Weil die Menschen mit all ihren metastasierenden Minderwertigkeitswucherungen sich ununterbrochen Geltung verschaffen müssen. „Wie großartig bin ich, der ich schon überall war“. Belegt das ein viel schöneres Bild ohne diese besitzergreifende Person im Vordergrund nicht auch und viel besser?“
Und zu deiner Präsentation auf Facebook und zu deiner eigenen Skepsis sagte ich dir beschwichtigend und aufmunternd:
„Nutze das Medium rational und ökonomisch und lass dich nicht einbinden in diese Like- und Herzchen-Botton-Soße…WEIL diese Plattformen nicht nur Plattes produzieren - was von jedem selbst abhängt - weil man damit andere erreichen und informieren kann und weil du mit deinen Firmenpräsentationen auch Geld verdienst, solltest du es auf keinen Fall lassen.“
Ich war manchmal scharf in meiner Argumentation und Bewertung, aber immer zugewandt und an vielen Stellen voll des Lobes. Wenn du das alles gelöscht hast, ist das dein Pech.
Ich darf dir versichern, dass ich sauer bin aber nicht darunter leide. Dazu habe ich zu viel positive Verstärkungen, nicht nur bei meinen verehrten Vorbildern.
Du schriebst mir, auch wenn ich sehr kritisch mit dir diskutierte und dir helfen wollte und dich beschwor:
„Und ich danke Dir für Deine Worte, weil Du mich kritisch spiegelst…. Danke für Deine nachdenklichen Zeilen – Du hast mich berührt.“
Und wo ist das jetzt? Was habe ich anders gemacht? Gar nichts, Elita!
Zugegeben, dein Artikel über den Roboter „Pepper“ der in Kindergärten, Altenheimen und bei Demenzkranken eingesetzt werden soll, hat mich nicht nur geärgert. Deine Ignoranz, die du offenbar mit Herrn Hyenkes teilst, hat mich wütend gemacht. Wenn man wütend ist, flüstert man keine Süßholzraspeleien. Aber ich blieb immer oberhalb der Gürtellinie.
In meinem Leben habe ich oft mit Kindern gearbeitet. Was glaubst du, wie sehr sie Aufmerksamkeit und vor allem Zärtlichkeit brauchen. Das weiss jede Mutter und jeder Vater. Ehrenamtlich war ich jahrelang für Hilfsbedürftige da. Und meine Mutter war dreizehn (13!!!) Jahre lang demenzkrank.
Wenn ich diesem Herrn Heynkes persönlich begegnete, würde es laut. Wenn er menschliches Pflegepersonal durch seinen „Pepper“ ersetzen will und damit nebenbei Tausende von Arbeitsplätzen vernichtet (wo wir nicht weniger sondern mehr PflegerInnen brauchen!!!), ist das ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Punkt. Wenn du so etwas unterstützt, verstehe ich dich nicht mehr.
Und empört bin ich, wenn ich von Menschen intolerant, selbstherrlich, autoritär und undemokratisch behandelt werde, die dauernd Offenheit, Miteinander, Demokratie, Empathie, Nachhaltigkeit usw. wie wehende Fahnen vor sich her schwenken.
Ich wiederhole:
Werte-Wandel heisst deine Firma und ist deine berufliche Maxime. In welche Richtung willst du unsere humanistischen und demokratischen Werte wandeln?
Wie soll ich meine Antwort an dich nennen? Ausklang, Trennung, Abbruch, Finale, Nachruf?
Ich glaube, unter den gegebenen Umständen ist „Auf Wiedersehen“ unpassend. Eher ein „Adieu“ ohne Winken.
Vor langer Zeit habe ich im TANNENBAUM an die Wand geschrieben. „Warum tun wir nicht….“
Darüber denke ich nach.
Manfred Spies, 17.September 2017
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