Zugegeben, ich gehe nicht gern zum Arzt. Noch weniger gern liege ich in Hospital-Betten, selbst wenn die Schwestern oder weiblichen Reinigungskräfte mir hin und wieder suchend und findend unter die Decke greifen. Als Typ 1-Diabetiker sollte ich alle zwei Jahre zur „Neueinstellung" eine Klinik besuchen. Mein letzter diesbezüglicher Besuch fand 1982 statt.
In zunehmendem Alter erhöht sich aber meine Wachsamkeit nicht nur bezogen auf die mich umgebende Realität, sondern auch auf meine eigene Identität, wobei ich auch eine eventuelle Mortalität im Auge habe. Ich habe keine Ängste, aber ich will vorbereitet sein und mein Büro rechtzeitig aufräumen.
Zuerst gab es Schmerzen am rechten Augenwinkel. Ein Tier hatte sich nicht verflogen, auch keine Auswirkungen meines thailändischen Gartenbaus und meiner Hundeliebe waren die Ursache. Die Schmerzen wurden umfangreicher und erreichten die Schläfe und den Vorderkopf. „Nimms leicht“ war mein Motte, auch wenn Scharlachberg nicht greifbar war.
Als sich die Schmerzen nur noch wenig auf das rechte Auge beschränkten, sondern sich vom Keilbein bis zum Scheitelbein hinzogen und ich nachts weder von meiner Frau noch meinem Kissen eine Kopfberührung ertrug, macht ich mir Gedanken. An so einen Hirntumor hatte ich nie gedacht. Gehirnmasse?
Bei so genannten Hypoglykämien, also Insulinschocks durch Unterzuckerung mit Bewusstlosigkeit und Krämpfen, gehen angeblich viele Millionen Gehirnzellen kaputt. In den ersten 30 Diabetes Jahren hatte ich zweimal solche leichten Fälle. Nachdem man mich 1982 auf das analoge, synthetisch hergestellte Insulin umgestellt hatte, bekam ich weit über 1000 Insulinschocks, bei deren Krämpfen ich mit Arme und Beine brach und nach Stunden in meinem Blut aufwachte. Ich überlebte. Die verbrecherische Pharmaindustrie verschweigt die Toten und weiss seit langem, dass man bei diesem Insulin das Herannahen einer Hypo nicht mehr merkt.
Ich sagte lächelnd meiner Frau, „Wenn ich so viele Schocks gehabt habe, ist doch gar kein Gehirn mehr da. Hahaha. Da kann ein Tumor doch gar nichts zerstören und hat viel Platz. Ich denke mit den Ohren, mit den Augen, mit den Händen und vielleicht sogar mit dem Dickdarm?“
Wenn die Schmerzen bleiben, wird man nachdenklich und legt eine alte Platte von Hannes Wader auf: „Ich hatte mir noch so viel vorgenommen…“ Vielleicht sollte ich doch mal zum Arzt gehen. Aufräumen kann ich ja immer noch.
Manfred am 9.Februar 2019
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