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Zeitungssterben?

Kein guter Tag, wenn ich solche Nachrichten lese!

Von der Journalistin Birgit Kölgen bekam ich einen Link geschickt:

Das ist für mich eine dermaßene Horrormeldung, dagegen sind Artikel über ein Diesel-Desaster marginal.



Wie wichtig Zeitungen sind - auch unter den nostalgischen Aspekten des „Papier in der Hand Haltens“ - kennen wir nicht nur aus der amerikanischen Geschichte. Zeitungslesen war für mich immer so notwendig wie Essen und Trinken. Mit Lesen und Schreiben verbringe ich auch heute noch die meisten Stunden am Tag und in der Nacht, und das meistens mit Papier in der Hand und Kugelschreiber.

Das ist eben der Segen der Pressefreiheit, sie raubt der kühnen Sprache der Demagogen allen Zauber der Neuheit und neutralisiert das leidenschaftliche Wort durch ebenso leidenschaftliche Gegenrede.
Heinrich Heine


In dem SPIEGEL-Artikel heisst es, „DuMont Schauberg will seine Tageszeitungen verkaufen, darunter die "Berliner Zeitung", der "Kölner Stadtanzeiger" und der "Express". Vor ein paar Jahren soll das gesamte Paket mal eine Milliarde Euro wert gewesen sein. Heute wären die Eigentümer froh, wenn sie ihre Titel überhaupt im Paket loswürden. Journalismus, das ist die bittere Wahrheit hinter alldem, ist ein Geschäftsmodell, das wankt.“ 
Und weiter, „In den kommenden Jahren werden Zeitungen verschwinden. Es werden Titel eingestellt und Redaktionen nicht mehr berichten. Und diese Lücke werden nicht mehr nur Journalisten zu spüren bekommen. Sondern Stadträte, über deren Arbeit niemand mehr berichtet. Bürger, die über ihre Gemeinde nichts mehr erfahren. Es wird Räume geben ohne Öffentlichkeit. Räume, die sich der Kontrolle entziehen, die Öffentlichkeit bedeutet. Räume ohne öffentliche Debatte, ohne öffentliche Politik. Eine WhatsApp-Gruppe macht noch keinen Journalismus.“ 

Das ist der Horror, der gefährlich für eine Gesellschaft und eine Demokratie ist.
Man muss nicht damit einverstanden sein, was eine Zeitung schreibt. Manche waren früher mit manch Gedrucktem nicht einverstanden und stürmten Verlagshäuser. 



Aber ich bin sicher: Von den Stürmern wollte niemand alle Journalisten arbeitslos machen. Ich habe in den 70ern gelesen DIE ZEIT, den SPIEGEL, den stern, die NRZ und den Bayernkurier, manchmal auch konkret. Damit hatte ich einen Überblick. Das journalistische Angebot und die Möglichkeiten der Schreibenden waren damals sehr viel besser als heute. Da muss man sich nur die Kommentierungen von Volker Pispers zur heutigen Medienwüste anhören.

Aber auch damals wurde um Marktanteile gekämpft und dabei war fast jedes Mittel recht. Auch die linken Blätter wie "konkret", "das da" und "Spontan" hatten fast nur nackte Mädchen auf den Titeln, nicht nur der "stern", "twen" und anspruchsvolle Magazine wie "Bild der Zeit". 






Die meisten dieser Titel sind längst weg. Doch gelesen wurde weiter.

Aber die von Pispers beschriebene, heutige Konzentrierung, die natürlich für MitarbeiterInnen und LeserInnen auch softe und harte Zensur bedeuten kann, ist immer noch besser als Liquidierung.

Wenn ich zu wählen hätte zwischen einem Land mit einer Regierung, aber ohne Zeitung, und einem Land mit Zeitung, aber ohne Regierung, dann würde ich mich für das Land ohne Regierung entscheiden.
(1743 - 1826), 3. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, verfaßte die Unabhängigkeitserklärung



Manfred Spies, 28. Februar 2019



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