Lieber Jürgen,
ich bin wegen der Musik mal wieder auf deiner Facebook-Seite gewesen
und habe von deinem Geburtstag erfahren. Luck, die dich nicht kennt und ich, der dich sehr gut kennt, gratulieren dir ganz herzlich. Wir wünschen dir, was wir auch uns in unseren Tagen wünschen: Es war bisher lebenswert, der Rest soll besser werden.
Du warst immer engagiert, nicht nur für den Jazz. Und heute denke ich, du willst in Ruhe gelassen werden und ziehst immer mehr die LMA-Karte. Gut so. Ich schaffe das noch nicht immer, aber immer öfter.
Ich habe auf dem Geburtstagsfoto den „Neger“ gesehen, wie er sich mir gegenüber manchmal grinsend bezeichnete. Ist das Williy, den ich als Plattenaufleger in deinem „Miles“ kennenlernte und der später auf der Römerstraße seinen eigenen Laden hatte?
Mannomann, der hat sich aber gut gehalten! Wenn ich das Foto sehe und mir vorstelle, ich könnte dabei sein und euch umarmen, kommen mir die Tränen.
Was waren das für gute, freie, kreative und lebendige Zeiten! Du hast zuerst im Keller und später immer im Parterre dem Jazz nicht nur einen Platz, sondern eine Arena gegeben. Auch und besonders in der Werkstatt. Und wer erinnert sich an so etwas, an dich und Willy? Ihr habt kulturell mehr angestoßen und bewegt als mancher Kulturdezernent.
Aber Düsseldorf ist Schickimicki, ihr wart nicht auf der Kö und nicht in irgendwelchen Einfrier-Ärschen der Konservierung. Deshalb kommt ihr nirgends mehr vor, wie mein Freund Dieter Forte, dessen antikapitalistisches Theaterstück zwar weltweit aufgeführt wurde, aber niemals in seiner Heimatstadt Dusseldorf. ( ich sehe bei den Suchmaschinen Jürgen Donath als fetten Vermögensberater, hahaha).
Warum muss Reichtum mit Kreativitätsverlust, mit Angst vor Experimenten und Langeweile einher gehen? Warum wird in Düsseldorf alles Andere ausgeblendet?
Was soll ich dir zum Geburtstag schenken? Ein Rezept mit Avocado, Chili und Shrimps, das vielleicht auch Silva gefallen könnte? Ein prägendes Jazz-Erlebnis, dass ich vor vielen Jahren in der Lüneburger Heide mit Weather Report hatte? Einen für meinen Geschmack umwerfenden Film einer Aufnahme von „Get Rythm“ mit Ry Cooder und dem fantastischen Schauspieler Harry Dean Stanton, der fast besoffen seine Ansage macht und von der Musik geweckt wird wie alle anderen?
Ich mache es einfach und hoffe, dass es deinen Geschmack trifft und du die Umarmungen von Luck und mir genießen kannst. Get the Blues.
Luck und Manfred
23. Auguste 2019
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