Im Jahre 2007 organisierte ich einen Künstleraustausch mit der Silpakorn-Uni in Bangkok. Der Student wohnte vier Wochen bei mir, war von mir eingeladen und wir besuchten über 20 Museen in NRW und auch die dokumente12 in Kassel.
In Düsseldorf stand Pranai in der Kunstsammlung NRW / K20 vor Wolkenbildern von Gerhard Richter und fragte, warum da so wenig auf der Leinwand zu sehen sei. Ich erklärte ihm, dass Thailand Lichtjahre vom internationalen Kunstmarkt entfernt sei. Dessen Mechanismen seien ihm schwerer zu erklären, als einem Teetrinker die Qualität eines Single Malt Whiskys.
„Was kostet das?“ fragte er.
„Richter ist der teuerste Künstler der Welt. Seine Preise steigen ununterbrochen. Ich schätze, dass so ein Bild heute zwischen 6 und 10 Millionen € kostet.“ (2007)
Pranai aus Bangkok im K20 |
Ein „abstraktes Bild“ von 1986 von Richter wurde 1998 auf einer Sotheby´s-Auktion für 600.000,- Dollar versteigert. Das gleiche Bild erzielte 2015 auf einer Auktion bei Sothely´s 41 Millionen Euro.
Gerhard Richter hat alles gemacht, ausprobiert und gemalt. Wolkenbilder von ihm gibt es viele.
Wolkenbilder von Gerhard Richter, gemalt nach Fotografien |
Im Mai 1962 lud mich sein Freund Sigmar Polke, mit dem ich zur Schule gegangen war, zu ihrer ersten Ausstellung in Düsseldorf auf der Kaiserstraße ein, die ich fotografieren sollte. Sigmar zeigte mir lächelnd seine Collagen zum Thema „Kapitalistischer Realismus“ und ich quatsche mit Gerhard Richter und später mit Beuys, der dazu kam.
Ich war zu bescheiden und vor allem zu blöd, meine Kontakte zu nutzen und mal nach einer Zeichnung oder einem Bild zu fragen. Ich ahnte oder wusste genau, wer und was gut war und hätte die Bilder der von mir geschätzten Kollegen lange behalten. Vor meiner Auswanderung habe ich die immer verwahrte, inzwischen etwas vergilbte Einladung zu der Ausstellung für 1000,-€ verkauft.
Für einen Auflagendruck von Richter, den ich 1993 für 30,- DM gekauft hatte, bekam ich 2010 in Euro das Hundertfache. Heute kostet das Blatt incl. MwSt. 8000,-€.
Ich halte Gerhard Richter und Picasso für die kreativsten Künstler der letzten hundert Jahre. Wie die beiden selbst den Kunstmarkt beurteilen, könnt ihr hier in den beiden Zitaten lesen:
„Man kann verstehen, daß jeder ein Künstler sein möchte und nicht die Schande eines einfachen Berufes tragen will. Aber irgendwann wird die Gesellschaft ihr Bild vom Künstler korrigieren, wenn sie merkt, wie einfach es geworden ist, Künstler zu sein und irgendetwas auf die Leinwand oder daneben zu setzen, das für alle unverständlich und deshalb unangreifbar ist. Wenn erkannt wird, wie einfach es ist, sich wichtig zu machen und in Szene zu setzen, um tatsächlich alle Leute und sich selbst zu betrügen. Spätestens dann wird der Titel KÜNSTLER Übelkeit auslösen.“ (Gerhard Richter, 8.12.1992)
„Seit die Kunst nicht mehr die Nahrung der Besten ist, kann der Künstler sein Talent für alle Wandlungen und Launen seiner Phantasie verwenden. Alle Wege stehen einem intellektuellen Scharlatanismus offen. Das Volk findet in der Kunst weder Trost noch Erhebung. Aber die Reichen und Raffinierten, die Nichtstuer und Effekthascher suchen in ihr Neuheit, Seltsamkeit, Originalität, Verstiegenheit und Anstößigkeit. (Pablo Picasso, Madrid, 2.5.1952)
Und zum Abschluss noch ein paar wolkige Worte von anderen und von von mir:
„Ich bin eine Kunstnutte.“ (Jörg Immendorff)
„Kunst ist heute ein Spekulations- und Renommierobjekt.“ (Gerhard Hoehme)
„Malen ist keine Kunst, aber Verkaufen ist eine Kunst.“ (Max Liebermann)
„Früher deutete Kunst das Wesen der Welt. Heute versucht alle Welt, das Wesen der Kunst zu deuten“. (Manfred Spies)
„Kunst könnte ein Schleifstein sein. Sie ist aber einSchwamm.“ (Manfred Spies)
Manfred Spies,
Sonntag, 29. September 2019
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