ZDF-„Lügenmedium“?
Das Wort „Lügenpresse“ - Unwort des Jahres 2014 - wird immer dann aus der Mottenkiste geholt, wenn man den Gegner „Journalismus“ mit Verleumdungen unschädlich machen will. Heute wird das Unwort besonders von der ultrarechten Szene benutzt.
Ist es deshalb unschicklich und politisch nicht korrekt, die Medien zu kritisieren, wenn sie bei Unwahrheiten erwischt werden? Ein leitender Redakteur einer Zeitung in Düsseldorf sagte mir unlängst: „Wir müssen im digitalen Zeitalter um jeden Leser kämpfen. Da ist die Wahrheit manchmal hinderlich.“ Das ist aber sehr nah an einem Lügen-Geständnis.
Was die Politik angeht, las ich schon vor fast 20 Jahren im SPIEGEL (11/2001),
„Im Idealfall könnten Politiker ihren Wählern natürlich zumuten, das Störende zu akzeptieren, das wäre staatsmännisch. Im schlimmsten Fall lenken sie die Wut ihrer Klientel auf Sündenböcke. Das wäre Demagogie. Im Normalfall aber rühren sie nicht an Themen, die den Leuten Einsichten oder Einbußen abverlangen.“ Der Umgang mit Wahrheit wird also pragmatisch und nach Gutdünken gehandhabt.
Kann es sein, dass die „dumme Volksmasse“ das inzwischen gemerkt hat und sich wehrt?
Wenn die Bürger von dieser Politik am Bürger vorbei die Schnauze voll haben.... |
Ich will mich hier mit einem ganz aktuellen Fall beschäftigen:
Das ZDF-Interview mit Björn Höcke am 15.9.2019.
Mir geht es nicht um die politische Position des Thüringer Landesvorsitzenden der AfD. Mir geht es um Journalismus und darum, ob die Medien im berechtigten Kampf gegen angebliche Demokratiefeinde undemokratische Mittel bis hin zur Manipulation und Lüge anwenden dürfen.
Mit geht es um Recht und Freiheit, Begriffe, die jedem verständlich sein sollten, wenn er die deutsche Hymne kennt.
Wenn ich hier die Position von Herrn Höcke und von der ZDF-Redaktion betrachte, so mache ich das wie ein Anwalt vor Gericht, der einen Verbrecher verteidigt, ohne sich mir dessen Taten auch nur im Geringsten zu identifizieren. Aber der Applaus von der falschen Seite ist fast vorprogrammiert. Ich verstumme aber nicht.
Formales:
Welchen Dilettanten hat man da hinter die Kamera gestellt? Da wird gewackelt wie in einem Urlaubs-Video, es werden die Schuhe von Herrn Höcke gezeigt (politisch sehr relevant!), es wird gewechselt von völlig unscharfen Großaufnahmen zu unter- und überbelichteten Totalen. Oder sind solche Aufnahmen Teil der gewollten Herabsetzung des Gesprächspartners?
die Schuhe von Herrn Höcke sind ein politisches Argument? |
dilletantische Kameraarbeit |
Das ZDF schlägt nach der Beendigung des Gesprächs noch einmal zu, indem es die Aufzeichnung allen Medien zu Verfügung stellt, allerdings zusätzlich mit eigenen Kommentierungen. Diese Chance einer Erklärung und Rechtfertigung hat Herr Höcke nicht. Gerecht? Medienmacht?.
Das ZDF zeigt zwei Interview-Versionen als „Gespräch in voller Länge“, einmal sind es 17:00 Minuten, ein anderes Mal sind es 17:35 Minuten. Wie das?
volle Interview-Länge 17:00 |
volle Interview-Länge 17:35 |
Inhaltliches:
In Karikaturen wird Herr Höcke als Gegner der Presse dargestellt. Das ist legitim, auch wenn es an der Realität vorbei geht. Herr Höcke hat sehr viele Interviews gegeben. Er hat in dem ZDF-Interview ausdrücklich betont, auch gerne auf unangenehme Fragen zu antworten. Ich habe ihn weder beim ZDF noch im „Sommerinterview“ des mdr aufgebracht, aggressiv, ablehnend oder unfreundlich gesehen. Aber Karikaturen dürfen verzerren, bei Medienberichten und Interviews ist das bedenklich.
Das Interview fand vor der Landtagswahl in Thüringen statt und sollte natürlich die Politik der AfD dort und im Bundesgebiet thematisieren. Aber als „Einstieg“ wurde Herr Höcke mit Zitaten aus seinem Buch konfrontiert, die als mögliche Hitler-Zitate verschiedenen AfD-Parteimitgliedern vorgelesen wurden. Die AfDler sollten sagen, ob die Zitate von Höcke oder von Hitler („Mein Kampf“) sind.
BEREITS AN DIESER STELLE HÄTTE ICH UM DIE VEREINBARTE INTERVIEW-THEMATIK GEBETEN ODER DAS INTERVIEW ABGEBROCHEN.
Wie sollen die Aussagen von ein paar uninformierten AfD-Mitgliedern dafür herhalten, eine Verbindung von Höcke zu Hitler herzustellen?
Wie sollen die Aussagen von ein paar uninformierten AfD-Mitgliedern dafür herhalten, eine Verbindung von Höcke zu Hitler herzustellen?
Und ausserdem: Wenn der ehemalige SPD-Bundeskanzler heute zu einem Gespräch über den Zustand der SPD gebeten würde und man ihn nach seinem Einkommen bei Gasprom oder nach seinen vielen Ehen fragt, steht Herr Schröder mit Sicherheit auf und geht.
Herr Höcke blieb sitzen und antwortete höflich. Das kann sich jeder im Internet ansehen. Ich frage mich, wie Politiker der großen und kleinen Parteien und auch wie Bürger selbst als Betroffene auf solche nicht abgesprochene Befragungen reagieren würden?
Ohne Widerspruch durch den ZDF-Interviewer wies Herr Höcke darauf hin, dass man ein Interview von 10-12 Minuten vereinbart hat. In einer Zeit von 10:15 Minuten des ZDF-Interview ging es ausschließlich um die Herrn Höcke vorgeworfene Nazi-Sprache. Er erklärte sich enttäuscht, sprach von unfair und unredlich. Aber anders als in den Medien dargestellt blieb er ganz ruhig und in keiner Sekunde aggressiv. Warum schreiben die Zeitungen und das ZDF etwas Anderes und reden von „aufgebracht“? Warum zeigen sie als Illustration zu dem Interview das Bild eines schreienden Redners Höcke?
SO ETWAS NENNT MAN MANIPULATION! Das ist schlicht gelogen. Da wird das Wort der „Lügenpresse“ von den Medien selbst verifiziert!
Herr Höcke hat auch bei dem ausgiebigen Befragen der AfD-Mitglieder, ob die Zitate von Höcke oder Hitler sind, nur gelacht und mit dem Kopf geschüttelt. Aber die Medien reden von „stinksauer“. Darunter versteht man etwas ganz anderes.
Solche Verdrehungen haben mit Journalismus nichts zu tun. Das ist feiger Machtmissbrauch, denn der Diffamierte kann sich nicht mit gleichen Mitteln wehren. Damit habe ich reichlich Erfahrungen gemacht (s.u. und Wikipedia). Vielleicht reagiert jemand wie ich mit Verletzungen, mit 15 Gerichtsverfahren (alle gewonnen) etwas empfindlicher. Aber dann sagen einem irgendwelche Dreckwühler in den Redaktionen: „Was regen Sie sich auf? Sie stehen in der Zeitung!“
Die AfD-Mitglieder wussten nicht Bescheid.und erklärten „…ich habe „Mein Kampf“ von Hitler nicht gelesen“.
Okay, ich habe „Mein Kampf als 13jähriger zum ersten Mal gelesen und mir viele Stellen angestrichen, die ich später in meiner 40jährigen Arbeit als radikaler Demokrat zitieren konnte. Dass die Höcke-Zitate mit Hitler-Zitaten zu vergleichen sind, kann nur ein Idiot vermuten:
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Die Sehnsucht nach einer charismatischen Figur, „…welche die Wunden im Volk heilt, die Zerrissenheit überwindet und die Dinge in Ordnung bringt…“ haben nicht nur Deutsche, sondern auch Thailänder, Amerikaner, Briten, Griechen und sogar Ungarn. Der Satz könnte auch von Bundespräsident Steinmeier oder vom Papst sein.
Und wenn die Bürger den Eindruck haben, es wird nicht gelenkt und sie können selbst an Entscheidungen nicht mitwirken, ist die Sehnsucht nach einer Veränderung groß und normal. Das hat mit Hitler überhaupt nichts zu tun.
Und wenn die Bürger den Eindruck haben, es wird nicht gelenkt und sie können selbst an Entscheidungen nicht mitwirken, ist die Sehnsucht nach einer Veränderung groß und normal. Das hat mit Hitler überhaupt nichts zu tun.
Ich habe oben erwähnt, dass das ZDF das Interview überall mit eignen Kommentare verteilt hat. Danach hat einer vom anderen abgeschrieben. Deshalb taucht das wertende Wort „Eklat“ überall auf. Deshalb wird überall suggeriert, Björn Höcke habe quasi wutschnaubend das Gespräch „abgebrochen“. Deshalb wird überall gelogen, Herr Höcke habe den Journalisten und die Pressefreiheit insgesamt "bedroht".
ALLES NACHWEISLICH GELOGEN. Das kann jeder beim genauen Anschauen des Interview sehen.
- Einen Eklat gab es nicht. Aber einen Skandal. Von den verabredeten 10-12 Minuten ging es mehr als 10 Minuten nur darum, Herrn Höcke mit konstruierten Nazivergleichen vorzuführen. Herr Höcke erinnerte mehrfach an das 100-Seiten-Programm der AfD zur Landtagswahl. Darüber wollte er reden. Und er hielt weitere 7 Minuten aus, in denen es gar keine inhaltliche Diskussion mehr gab. Dazwischen gefunkt hatte der Pressesprecher von Höcke, der auch einen Neuanfang des Interview zu den vereinbarten Themen wollte. Nach dieser viel zu langen und völlig unergiebigen Diskussion, die kein Zuschauer akustisch verfolgen konnte, sagte der ZDF-Redakteur
- Zeit: 12:40ZDF: Nee, tut mir leid. Wenn Sie das hier beenden wollen, dannbeenden wir das an dieser Stelle.“ (Na, wer will hier"abbrechen"?)Nach weiteren Diskussionen, die nicht inhaltlich waren, wiederholteder ZDF-Interviewer:Zeit 16;40ZDF: Jetzt können wir entscheiden, ob wir das Interview jetztbeenden oder wir‘s weiter an der Stelle führen.Höcke: Passen Sie auf. Wir beenden das Interview, nur, dann istklar …Wir wissen nicht, was kommt … Dann ist klar, dass es mit mirkein Interview mehr für Sie geben wird.Wer hat also das Interview „abgebrochen“. Wer ist für einen „Eklat“verantwortlich? Und ist es nicht eines Jeden freie Entscheidung, Interview zu geben oder nicht? Ich habe in den vergangenen 40 Jahren so vielen TV-Sendern und so vielen Zeitungen Interviews gegeben. Die BILD-Zeitung habe ich ausgeschlossen. Das ist MEINE Entscheidung und hat mit einem Eingriff in die freie Berichterstattung nichts zu tun!Alles, was in diesem Zusammenhang kolportiert wurde und wird, ist unwahr, hat mit einem Journalismus, der dieses Wort verdient, nichts zu tun. Die Titel der Zeitungsberichte und die Titel der Internet-Verlinkungen sind Verdrehungen der Wahrheit.(s.o.)Aber es geht weiter: Björn Hecke soll den Journalisten „bedroht“ haben. Hat er ihm die Faust oder gar ein Messer gezeigt?Und nach Aussage der ZDF Berlin direkt-Redaktion hat Herr Höcke alle Journalisten bedroht, die gesamte Pressefreiheit infrage gestellt.Die verantwortliche Redakteurin für "Berlin direkt", Frau Shakumtala Banerjee, erklärt nach dem Senden des Interviews: "Was mich sehr beunruhigt ist, dass Herr Höcke sehr deutlich erkennen lässt, dass wenn sich die Machtverhältnisse, die politischen, einmal ändern werden und er mehr zu sagen hat, dass sich dann auch das Verhältnis zwischen Medien und Politik ändert. Das ist eine Ansicht von Pressefreiheit, die sich nicht mit dem deckt, was wir jetzt unter Pressefreiheit verstehen. Das ist das Beunruhigendste an dem ganzen Gespräch."Ich zahle jedem 1 Million Euro, wenn er mir beweist, dss Herr Björn Höcke etwas in dem Gespräch gesagt hat, was diese unglaublichen Rückschlüsse zulässt. Was Frau Banerjee hier macht, ist Lesen aus dem Kaffeesatz oder durchgeknallt fantasieren. Das öffentliche Zuweisen von Schuld und das Bestärken von Vorurteilen auf der Basis von Vermutungen grenzt an Straftatbestände.
"Das ist eine Ansicht von Pressefreiheit, die sich nicht mit dem deckt, was wir jetzt unter Pressefreiheit verstehen." |
Es ist mir eigentlich zuwider, auf so eine Ungeheuerlichkeit einzugehen. Ich zitiere aus dem vom ZDF veröffentlichten Video mit Textmitschnitt. Das ganze Interview habe ich oben verlinkt. Wer die Aussagen von Herrn Höcke als Bedrohung der Pressefreiheit ansieht, braucht dringend ärztliche Hilfe.
Interview-Zeit: 12:40
ZDF: Nee, tut mir leid. Wenn Sie das hier beenden wollen, dann beenden wir das an dieser Stelle. (Also will der ZDF-Redakteur beenden!!!!)
Höcke: Passen Sie auf, dann haben wir ein manifestes Problem und dann wird das entsprechende Konsequenzen haben. Ich kann Ihnen sagen, dass das massive Konsequenzen hat.
ZDF: Inwiefern denn?
Höcke: In der Vertrauens … vertraulichen Zusammenarbeit zwischen Politiker und Journalist. Es geht doch darum, und das spüren Sie doch auch, dass wir mittlerweile in einem Stadium angekommen sind, wo Politiker und Journalisten nicht mehr offen miteinander reden können, weil man das Gefühl hat, als Politiker – ich rede jetzt mal als AfD-Politiker – dass der Journalist nicht mehr neutral ist, sondern, dass er irgendwie einen politischen Auftrag exekutiert…..
Wenn ich aber weiß, dass ich wieder in so 'ne typische Verhörsituation rein gesetzt werde, dann kann ich das auch gerne mal machen. Aber dann möchte ich das gern machen, wenn ich nicht gerade fünf Stunden Verfassungsgerichtsverhandlung hinter mir habe.
Interview-ZeitZeit 16;40
ZDF: Hätte ich. Jetzt können wir entscheiden, ob wir das Interview jetzt beenden oder wir‘s weiter an der Stelle führen.(Also will der ZDF-Redakteuer beenden!!!)
Höcke: Passen Sie auf. Wir beenden das Interview, nur, dann ist klar … Wir wissen nicht, was kommt … Dann ist klar, dass es mit mir kein Interview mehr für Sie geben wird.
ZDF: Ist das eine Drohung?
Höcke: Nein. Das ist nur eine Aussage, weil ich auch nur ein Mensch bin. Ich bin auch nur ein Mensch, verstehen Sie?
ZDF: Und was könnte kommen? Wenn Sie sagen, wir wissen nicht, was kommt.
Höcke: Vielleicht werde ich auch mal eine interessante persönliche, politische Person in diesem Lande. Könnte doch sein.
ZDF: Gut, Herr Höcke.
Höcke: Dann machen wir das so. Alles klar. Dann wünsche ich Ihnen noch viel Erfolg in Ihrer Karriere. Tschüss.
Herr Höcke spielt mit einem gewissen Selbstbewusstsein und einer gewissen Selbstironie darauf an, mal wichtig zu werden in diesem Land. Dann könnte es sein, dass Journalisten von dieser wichtigen Person Interviews haben wollen und nicht bekommen, weil sich die wichtige Person an schlechte Erfahrungen erinnert.
Wie bekloppt muss man sein, dies als einen Angriff auf die Pressefreiheit zu bezeichnen? Auch hier wäre ein Arztbesuch dringend zu empfehlen.
Zusammenfassung:
- Herr Höcke kam und ging relativ gut gelaunt. Er wünschte dem ZFD-Redalteur zum Abschied alles Gute. Alles Andere ist unwahr.
- Herr Höcke hat das Interview nicht auf eigenen Wunsch abgebrochen, sondern der Redakteur hat es zweimal vorgeschlagen. Alles Andere ist unwahr.
- Herr Höcke hat niemanden bedroht. Auf die Frage des Redakteurs verneinte er das ausdrücklich. Alles Andere ist unwahr.
Die Behauptung, Herr Höcke wolle mit den Aussagen in dem ZDF-Interview die Pressefreiheit abschaffen, ist fast pathologisch. Ausserdem würde ein guter Anwalt darin mindestens einen Straftatbestand sehen.
Zusammenfassung:
- Herr Höcke kam und ging relativ gut gelaunt. Er wünschte dem ZFD-Redalteur zum Abschied alles Gute. Alles Andere ist unwahr.
- Herr Höcke hat das Interview nicht auf eigenen Wunsch abgebrochen, sondern der Redakteur hat es zweimal vorgeschlagen. Alles Andere ist unwahr.
- Herr Höcke hat niemanden bedroht. Auf die Frage des Redakteurs verneinte er das ausdrücklich. Alles Andere ist unwahr.
Die Behauptung, Herr Höcke wolle mit den Aussagen in dem ZDF-Interview die Pressefreiheit abschaffen, ist fast pathologisch. Ausserdem würde ein guter Anwalt darin mindestens einen Straftatbestand sehen.
Ja, für das Hervorholen des Unwortes „Lügenpresse“ liefern die Medien sehr oft selbst die Begründungen. Zum Abschluss nur ein Beispiel von sehr, sehr vielen aus eigener Erfahrung:
Weil ich mit meiner Arbeit an den von mir gemieteten Großflächen in Düsseldorf viel Erfahrung mir Autofahrern hatte, die besondern an Ampeln mit aufheulendem Motor glaubten, bei Grün eine karierte Startfahne zu sehen, plakatierte ich ein ironisches Plakat: „87% derDeutschen onanieren beidhändig - am Steuer.“ Das „am Steuer" stand im Abstand unter dem Text. Der Lokalchef der EXPRESS in Düsseldorf, ein Bodo Fuhrmann, stellte einen Passanten vor „am Steuer“, zeigte nur das Onanieren und schrieb einen empörten Artikel, weil ich „alle Düsseldorfer und alle Deutschen beleidigt“ habe. Ich schickte das Originalfoto und bat um Richtigstellung.
Bodo Fuhrmann legte nach und schrieb, dass die Beleidigung immer noch an der Grafenberger Alle zu sehen sei. Ich rief in der Redaktion an und erhielt von dem Schreiber Fuhrmann eine Abfuhr: „Spies, was wollen Sie. Sie stehen in der Zeitung. Auch eine schlechte Nachricht ist eine gute Nachricht.“ Ich sagte ihm, er sei ein Arschloch und ich werde auf der Plakatwand reagieren.
Da stand dann „Wer an den Weihnachtsmann glaubt, liest EXZESS“. Das Gleiche mit Osterhase und Klapperstorch. Außerdem plakatierte ich „Wer hilft EXZESS-Redakteur beim Schreiben?“ In Kinderhandschrift darunter „Ich, Marion, 6 Jahre.“ Und so weiter. In einigen Zeitungsredaktionen klebten die Fuhrmann-Plakate an der Wand und die Leute hatte ´was zum Lachen.
Der DuMont-Schauberg-Verlag in Köln, dem der EXPRESS gehört, schickte mir eine Unterlassungsklage auf einem Briefbogen mit 40 Anwälten in aller Welt. Streitwert: Eine halbe Million DM. Ich versprach, meine Arbeit sofort zu beenden, wenn der EXPRESS eine Richtigstellung mit Bild und Entschuldigung abdruckt.
Das Landgericht gab mir Recht. DuMont ging in die Berufung.
Auch das Oberlandesgericht gab mir Recht. Der Richter verlas eine für den Kläger niederschmetternde Begründung, in der auh das Wort „Lüge“ vorkam.
Auch das Oberlandesgericht gab mir Recht. Der Richter verlas eine für den Kläger niederschmetternde Begründung, in der auh das Wort „Lüge“ vorkam.
Das, was wir hier und heute erleben ist also nicht neu. Neu ist, dass sich eine ganze Zeitungsnation mit fast einer Stimme an dieser verlogenen Aktion (s.o.) beteiligt, und zwar angefangen von SPIEGEL bis zu Provinzblättern. Da sehe ich eine viel größere Gefahr für die Demokratie als bei den Sprüchen von Herrn Höcke. Dagegen können Bürger demonstrieren und bei Wahlen entscheiden. Gegen die Medien haben wir keine Chance.
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Wer allerdings in der Lage ist, Beiträge von mehr als zwei Zeilen zu lesen, wird wissen, dass ich immer gewarnt habe vor dem „noch fruchtbaren Schoß“ und schrieb, man solle nicht Bier trinkend und meckernd in der Sofaecke sitzen. Aufstehen und Widerstand zeigen, wenn sich Faschisten zu Wort melden, ist wirksamer. Wo die Faschisten sind, erkennt man allerdings nicht mit Scheuklappen an den Augen und Vorurteilen im Hirn.
Manfred Spies
Donnerstag, 10. Oktober 2019
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